Direkt zum passenden Inhalt:
Gin gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Barklassikern, Gin Sorten gibt es wie Sand am Meer. Weltweit erfreut sich der Longdrink „Gin & Tonic“ großer Beliebtheit. Die Trinkgewohnheiten haben sich verändert hin zu einer Wertschätzung des Gins als Edelprodukt. In den Anfangstagen des Gins, als der Schnaps ein Getränk der einfachen Arbeiter war, linderte er vor allem Hungerschmerzen für wenig Geld und führte im England des 18. Jahrhunderts zu einer regelrechten Gin Epidemie. Anders als damals genießt Gin heute ein hohes Ansehen als qualitativ hervorragendes Produkt. Immer mehr Branntweinmanufakturen trauen sich an den Gin heran und destillieren außergewöhnliche und edle Ginkreationen.
Doch was ist nun eigentlich Gin?
Kurz gesagt ist Gin ein klarer Getreidebranntwein. Ein Schnaps, der aus Gerste, Mais oder Melasse hergestellt wird. Das fertige Produkt muss mindestens 37,5 Volumenprozent Alkohol enthalten. Dem Branntwein werden Kräuter, vor allem der charakteristische Wacholder, als Geschmacksnote hinzugefügt. Die Wacholdernote soll beim Gin stets im Vordergrund stehen, die modernen Gins weichen von dieser Tradition jedoch ein wenig ab. Hiermit wäre schon alles gesagt, und doch ist es viel zu wenig.
In der Qualität zu unterscheiden ist zunächst der Compound Gin vom Distilled Gin. Handelt es sich beim Compound Gin um ein vergleichsweise preiswertes Produkt, das nach der ersten Destillation direkt abgefüllt wird, so ist der Distilled Gin die Bezeichnung für die hochwertigeren Varianten. Distilled Gin wird nach der Mazeration – der ersten Destillation – erneut destilliert und so veredelt. Bis zu drei Destillationsvorgänge kann der Gin durchlaufen, bevor er als fertiges Produkt in den Regalen von Bars und Läden steht.
Die klassischen Gin Sorten
Beim Gin gibt vier klassische Hauptvarianten, die sich durch ihre Herstellungsverfahren und ihre typischen Geschmackseigenschaften voneinander unterscheiden. Sie heißen Dry Gin, London Dry Gin, Old Tom Gin und Plymouth Gin. Geburtsland des Gins ist übrigens nicht Großbritannien, sondern Holland und Belgien. Hier wird die Urform des Gins, der Jenever oder Genever, hergestellt. Der Sloe Gin ist im engeren Sinn kein Gin, sondern ein Likör, der auf Ginbasis hergestellt wird und daher artverwandt ist.
Neben diesen klassischen Arten hat sich in den letzten Jahren der New Western Dry oder New American Gin entwickelt.
Wir stellen euch die klassischen Gin Arten, aber auch die moderne Version sowie Jenever und Sloe Gin vor:
Tipp: Werft doch mal einen Blick auf unsere interaktive Gin Landkarte.
Der Dry Gin
Der Dry Gin zu den Gin Sorten, die trocken und mit ausgeprägtem Wacholder Aroma daherkommen. Als Gegenstück zu seinen gesüßten Kollegen, ist der Dry Gin trocken, also ungesüßt bzw. kaum wahrnehmbar gesüßt. Es gibt zwei Brennvorgänge bei der Herstellung, der Dry Gin ist also ein Distilled Gin. Dem Branntwein oder Neutralalkohol werden aromatisierende Komponenten hinzugefügt, wobei der Produzent frei ist, die Reihenfolge zu wählen. In der Regel werden dem Dry Gin Zitrusnoten oder herbe Komponenten hinzugefügt, es dürfen aber auch künstliche Zusätze und Farbstoffe addiert werden. Obwohl es sich eigentlich um eine trockene Gin Variante handelt, fügt der ein oder andere Hersteller etwas Zucker hinzu, ist aber stark limitiert in der zugelassenen Menge.
Beispiele für einen Dry Gin:
- Monkey 47
- Beefeater Dry Gin
- Hendricks
- Gin Sul
Der London Dry Gin
Der London Dry Gin ist zu den Gin Sorten zu zählen, die überwiegend für Cocktails eingesetzt wird. Seinen charakteristischen Geschmack, trocken, wacholderdominant mit feinwürzigen Unternoten, gewinnt er durch ein strenges Herstellungsverfahren. Der Gin wird im Gegensatz um normalen Dry Gin zwei bis dreimal destilliert. Im Laufe der zweiten oder dritten Destillation werden dann sämtliche geschmacksgebenden Kräuter und Pflanzenzkomponenten hinzugefügt. Künstliche Aroma- oder Farbstoffe sind tabu, Zucker darf in geringen Mengen addiert werden. Auf den Punkt gebracht ist der London Dry Gin trocken, gewürzt und (weitgehend) ungesüßt.
Beispiele für einen London Dry Gin:
- Star of Bombay
- Beefeater
- Tanqueray
- Mombasa Club London Dry Gin
Der Plymouth Gin
London Dry Gin muss nicht in London hergestellt werden, vielmehr ist der Name ein Hinweis auf das Herstellungsverfahren. Dagegen stammt der Plymouth Gin tatsächlich aus der gleichnamigen Stadt. Die einzige Destillerie, die den Plymouth Gin herstellen darf, ist Plymouth, Coates & Co. Wir haben es hier mit einer der Gin Sorten zu tun, die klar in der Farbe und vollmundig im Geschmack ist. Wacholder lässt sich durchaus erahnen, steht aber nicht so sehr im Vordergrund wie bei den trockenen Varianten. Die süße Plymouth Gin Version setzt auf fruchtige Süße ohne Bitterstoffe. Cocktails wie Admiral Benbow oder Douglas Fairbanks erfordern einen Plymouth Gin, weshalb er in keiner gutgeführten Bar fehlen darf.
Der Old Tom Gin
Leicht gesüßte Gin Sorten sind die Old Tom Gins. Im Prinzip stellt er eine etwas süßere Version des London Dry Gins dar. Er wird heute für diverse Cocktails eingesetzt, ist aber vor allem als Ingredienz des Tom Collins Cocktails bekannt. Dem destillierten Gin wird Zucker, häufig in Form von Sirup, hinzugefügt. Der Branntwein wird hierdurch vollmundiger und erhält einen angenehmen Körper. Der Old Tom Gin war über viele Jahre vom Markt fast verschwunden. Zu Unrecht. Denn zum Mixen von Cocktails und Longdrinks eignet er sich hervorragend.
Beispiele für einen Old Tom Gin:
- Haymanns Old Tom Gin
- Tanqueray Old Tom Gin
Der New Western Dry Gin
Als relativ neue Gin Sorte kommt der New Western Dry Gin, oder New American Gin zu Beginn der 2000´er Jahre ins Sortiment. Destillateure auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen, haben ihn kreiert. Anders als beim klassischen Gin soll die Wacholdernote zwar wahrgenommen werden, aber in den Hintergrund treten. Gurke, Traube oder fruchtige und florale Noten ergänzen im New Western Dry Gin die bekannte Wacholdergrundlage. Der Gin eignet sich für moderne Cocktails ebenso wie für einen „Shot“.
Beispiele für einen New Western Dry Gin:
- Clockers Gin St. Pauli
- Dactari German Gin
Der Jenever oder Genever
Der Gin geht auf den holländisch-belgischen Jenever zurück. Jenever ist vom Grundprodukt her ein Getreidebranntwein, der aromatisiert wird. Die Aromatisierung erfolgte ursprünglich, um den Fuselgeschmack zu überdecken, der durch unausgereift Herstellverfahren entstand. Der Jonge Jenever ist ein klarer Branntwein mit einer leichten Wacholdernote, der Oude Jenever ist vollmundiger und von einer Malznote gekennzeichnet. Dem Bessen Jenever werden traditionell schwarze Johannisbeeren zugefügt, so dass er ein fruchtiges Aroma erhält. Jenever wird auch in Norddeutschland hergestellt.
Beispiele für einen Genever:
- Zuidam Zeer Oude Genever
- De Kuyper Bessen Jenever
- Zuidam Jonge Graan Jenever
Der Sloe Gin
Der Sloe Gin ist im Grund keine Gin Sorte. Er ist ein Likör, in Deutschland als Schlehenfeuer bekannt. Der Schlehenlikör wird auf der Basis von Dry Gin hergestellt, der mit Schlehen und Zucker versetzt wird. So entsteht das dunkelrote Schlehenfeuer mit einem Alkoholgehalt von 15 bis 30 Volumenprozent. Sloe Gin ist für spritzig-fruchtige Cocktails hervorragend geeignet, war ursprünglich jedoch ein wärmender Winterdrink.
Beispiele für einen Sloe Gin:
- Monkey47 Sloe Gin
- Haymann´s Sloe Gin
- Elephant Sloe Gin
- Windspiel Sloe Gin